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Wir sind Ihnen sehr dankbar, wenn Sie am 13. Februar 2022 bei der Abstimmung zum Massnahmenpaket zugunsten der Medien ein NEIN in die Urne legen.

Worum es geht

Am 13. Februar 2022 dürfen Sie an der Urne mitentscheiden, ob das neue Mediengesetz angenommen wird oder nicht.

Dieses neue Gesetz ist ungerecht, weil damit nur abonnierte Zeitungen unterstützt werden. Das heisst, Gratiszeitungen wie die Wochen-Zeitung erhalten vom Staat keine Unterstützung. Die Qualität, regionale Inhalte, die Leserzahl oder die Auflage spielen dabei keine Rolle.

Eine derartige willkürliche Diskriminierung beliebter lokaler Medien schadet unserer Demokratie, denn kleine Verlage, die nahe bei den Leserinnen und Leser sind, werden grundlos abgestraft.


Stimmen aus dem Volk: Das Thema bewegt die Leute
Sind Sie interessiert was andere über dieses Thema sagen? Besuchen Sie die Webseite www.berner-regionalmedien.ch

Stimmen aus dem Volk

Interview mit Tom Herrmann

Verlagsleiter Wochen-Zeitung für das Emmental & Entlebuch

Hat sich intensiv mit dem Mediengesetz auseinandergesetzt und beantwortet im Video verschiedene Fragen zum Mediengesetz.

Gratiszeitungen werden ausgeschlossen, das ist Wettbewerbsverzerrung

  • Je mehr unabhängige Zeitungen ohne Konzernanschluss es gibt, desto höher ist die Medienvielfalt in der Schweiz. Gerade diese Abstimmung zeigt, wie der Einheitsbrei der schweizerischen Medienlandschaft aussieht. Wenn es die grossen Tageszeitungen nicht selber im Portemonnaie betreffen würde, wären schon lange redaktionelle Berichte über diese Abstimmung erschienen, von Pro und Kontra. Nun wird das Thema aber todgeschwiegen und nur mit falschen Aussagen in Zeitungsinseraten geworben.

  • Wer seine Zeitung über Abonnemente verkauft, bekommt Medienunterstützung. Das Argument der „Qualität“ spielt dabei keine Rolle. Nach dieser Argumentation des neuen Medienpaketes, kann also eine Abo-Zeitung abdrucken was sie will. Der Inhalt spielt demnach keine Rolle. Regionale Inhalte spielen also auch keine Rolle. Die Information der Bevölkerung über die regionalen Geschehnisse ist dem Medienpaket also auch egal.  

Kommentare/Fragen

Angepinnter Kommentar (Interview in Textform)

Moderator Markus Zahno 19. Jan 2022

Tom Herrmann, warum werden Gratistitel wie die Wochen-Zeitung, der Bärnerbär, Biel/Bienne oder D’Region mit dem neuen Medienpaket nicht unterstützt?

Moderator Tom Herrmann 19. Jan 2022

Weil sich das Parlament auf das alte Postgesetz bezieht, in dem steht, dass nur abonnierte Zeitungen unterstützungswürdig sind.

Moderator Markus Zahno 19. Jan 2022

Es heisst, Gratistitel seien nicht unterstützungswürdig, weil sie «nicht relevate Inhalte» lieferten…

Moderator Tom Herrmann 19. Jan 2022

«Nicht relevante Inhalte»? Vor unserer Haustüre passieren so viele Dinge: Konzerte und Theater, Regionalsport, volkstümliche Anlässe, Behördeninformationen und, und, und. Über diese Dinge berichten wir Woche für Woche. Wenn das alles für die Leserschaft «nicht relevant» ist, dann haben die, die das behaupten, recht. In meinen Augen sind diese Dinge aber sehr wohl relevant – deshalb sehe ich nicht ein, warum man uns mit diesem Medienpaket nicht unterstützen will.

Moderator Markus Zahno 19. Jan 2022

Die Befürworter des Medienpakets argumentieren: Die Werbeeinnahmen der Medien sinken, Qualitätsjournalismus könne nur mit staatlicher Hilfe überleben.

Moderator Tom Herrmann 19. Jan 2022

Dass die Werbeeinnahmen sinken – das ist eine Tatsache. In der Pandemie mit all den wegfallenden Anlässen hat sich dieser Trend noch verstärkt. Zusätzlich ist natürlich auch die Digitalisierung spürbar. Doch die angestrebte Medienvielfalt kann nicht mit staatlicher Unterstützung passieren, wenn von insgesamt 22 Zeitungen mit redaktionellem Inhalt im Kanton Bern nur sechs unterstützt werden.

Moderator Markus Zahno 19. Jan 2022

Sie kämpfen für ein Nein am 13. Februar. Falls dieses Nein eintritt, wird gar niemand unterstützt. Das bringt die «Wochen-Zeitung» doch auch nicht weiter, oder?

Moderator Tom Herrmann 19. Jan 2022

Aber bei einem Nein ist die Chancengleichheit wieder hergestellt, alle Medienhäuser sind wieder auf Feld eins, alle werden gleich behandelt. So gäbe es unter den Verlagen keine Wettbewerbsverzerrung. Während acht Monaten in der Pandemie wurden zum Beispiel die Tageszeitungen mit Steuergeldern unterstützt: Sie wurden von der Post kostenlos verteilt. Das entspricht alleine im Kanton Bern einer Subvention in Millionenhöhe. In der gleichen Zeit hatten allein wir von der Wochen-Zeitung Portokosten von über 300’000 Franken zu bezahlen.

Moderator Markus Zahno 19. Jan 2022

Wie ginge es für die Wochen-Zeitung bei einem Ja weiter?

Moderator Tom Herrmann 19. Jan 2022

Wir würden weiterkämpfen. Um Gerechtigkeit. Um Gleichbehandlung. Ums Überleben.

Neuste Kommentare

Gast Vroni Thalmann-Bieri 27. Jan 2022 | 01:27

Werter Tom. Weshalb wurde das ABO überhaupt in den Vordergrund gestellt, um diese neuen Fördergelder zu verteilen? Gibt es dazu auch Antworten? Was war das Ziel damit? Werden Anzahl Beiträge gezählt? Haben die Politiker in Bern beim Mediengesetz gestalten vergessen, dass es wichtig ist, dass ALLE Haushaltungen Informationen vor allem aus der Region erhalten müssen, um nicht diskriminiert zu werden. Auch weil sie sich evt. ein ABO gar nicht leisten können oder zum online Informationen zu holen gar keine Möglichkeit oder fehlendes Wissen haben.

Moderator Tom Herrmann 27. Jan 2022 | 01:41

Hallo Vroni. Das sind schon mal sehr gute Fragen. Das Abo wurde nur aus Bequemlichkeit in den Vordergrund gestellt. Im Postgesetz Artikel 16 steht, dass die indirekte Presseförderung nur für abonnierte Zeitungen gilt. Wenn jetzt auch die Gratiszeitungen neu unterstützt werden müssten, meint eben das aktuelle Parlament, so müsste man auch das Postgesetz ändern. Und das Postgesetz ist für die Bundesversammlung ein rotes Tuch und wird nicht gerne angefasst. Allgemein meint Bundesbern: "Was nichts kostet ist nichts Wert". Also haben Sie die Gratiszeitungen gar nicht auf dem Radar. Auf das Argument "vielleicht kann sich ja jemand gar keine Abo leisten" gehen die Politiker gar nicht ein. Reicht Dir das so?

antworten
Gast STADLER HANS-ULRICH, BOWIL 27. Jan 2022 | 04:55

Habe selber schon oft für Wochen- Zeitung geschrieben aber jemand lügt hier. Sommaruga sagt: Lokale Medien profitieren. Sagt JA wenn ihr wissen wollt wer in den Gemeinderat gewählt wurde und ob es ein neues Schulhaus gibt. Ihr und auch mein Freund Egli Peter sagen genau das Gegenteil. Lokale Medien sehen keinen Rappen. Kann doch nicht sein dass uns die Regierung derart belügt und die Abstimmung so manipuliert. Wer lügt?

Moderator Tom Herrmann 28. Jan 2022 | 07:57

Sehr geehrter Herr Stadler. Wie die Politik eben so ist. Von einer direkten Lüge ist nicht die Rede. Aber selbstverständlich wird von der Politik relativ viel verschleiert und verschwiegen. Eigentlich hängt alles am Postgesetz. Das Parlament will nur die Zeitungen unterstützen, welche ABONNIERT sind. Wir sind eben eine Gratiszeitung. Also erhalten wir keinen Franken. Nicht die Qualität oder die Art der Information wird unterstützt, sondern nur die Verteilung. Deshalb bringen Aebischer, Sommaruga und Co. immer das Beispiel vom Bündnerland. Dort gibt es viele kleine Lokalzeitungen, die gute journalistische Arbeit leisten diese sind auch alle abonniert. Dort stimmt die Aussage, die sie machen. Aber nie wird vom Kanton Bern gesprochen. Hier gibt es 22 Lokalzeitungen. Bei einem Ja, würden davon aber nur 6 unterstützt. Diese 6 Zeitungen weisen zusammen nicht die Auflage von 220 000 Ex. auf. (Darunter ist beispielsweise die BZ mit alleine 155 000 Ex.) Die restlichen 16 Zeitungen weisen zusammen aber über 595 000 Ex. auf. Nun kommt meine Frage Herr Stadler: Ist das gerecht?

antworten
Gast Dominik Rothenbühler 28. Jan 2022 | 08:57

Lieber Tom. Ich habe gelesen, dass im neuen Mediengesetz bei der indirekten Presseförderung die bestehende Auflageobergrenze von 40‘000 Exemplaren wegfallen würde. Stimmt dies? Und: Davon würden ja wiederum die grossen Verlage profitieren, oder?

Moderator Tom Herrmann 28. Jan 2022 | 09:08

Lieber Dominik. Ja, dem ist so. Das heisst mit anderen Worten schon wieder die grossen erhalten mehr. Warum dass diese Barriere von 40 000 Ex. beim neuen Mediengesetz fällt, kann und will auch niemand erklären.

antworten
Gast Martin Lehmann, Langnau 29. Jan 2022 | 07:11

Das neue Mediengesetz ist ein Murks – wie Schweizer Gesetzeskompromisse ab und zu halt ein Murks sind. Alle finden an der Vorlage etwas, was ihnen nicht passt: die einen, dass grosse, dividendenorientierte Verlagshäuser Steuergeld bekommen (die kleineren allerdings noch mehr); die anderen, dass viel Geld in die Verbilligung der Zeitungszustellung fliesst (aber nicht nur); die dritten, dass auch Onlinemedien unterstützt werden (warum eigentlich nicht?). Auch ich finde längst nicht alles gut am neuen Mediengesetz, aber immerhin ists ein redlicher Versuch, den unter Druck geratenen unabhängigen Qualitätsjournalismus – ohne den eine Demokratie nicht funktioniert – national und regional zu unterstützen. Drum werde ich der Vorlage am 13. Februar zustimmen. Der Verleger der – von mir ansonsten überaus geschätzten! – «Wochen-Zeitung» hingegen bekämpft die Vorlage. Das ist sein gutes Recht, und ich hätte mich auch brav zurückgehalten, wenn sich auch die «Wochen-Zeitung» etwas mehr zurückgehalten hätte. Aber was sie der Leser*innenschaft seit mehreren Wochen Donnerstag für Donnerstag vorsetzt, hat nichts mit differenzierter Berichterstattung und einem nützlichen Beitrag zur Meinungsbildung zu tun, sondern ist eine regelrechte Kampagne. Hier wird auf vielen (redaktionellen) Seiten der Untergang des unabhängigen Lokaljournalismus im Allgemeinen und der «Wochen-Zeitung» im Besonderen beschworen. Mit dem neuen Mediengesetz, lese ich, gingen die Medienvielfalt, die redaktionelle Unabhängigkeit, der Regionaljournalismus vor die Hunde – also so ziemlich alles, was das neue Mediengesetz eigentlich fördern möchte. Sukkurs bekommt die «Wochen-Zeitung» von allerlei regionaler Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die Sätze sagen darf, die ich mehrheitlich uneingeschränkt teile: «Lokalzeitungen sind das Schmiermittel für einen echten Diskurs», «seriöse Lokalzeitungen sind für die Behörden wichtige Informationsträger», «grosse Medienhäuser werden zusammengelegt, was die journalistische Vielfalt verkleinert» – stimmt alles, deshalb bin ich ja gerade FÜR das neue Mediengesetz! Übrigens wird auf der von der «Wochen-Zeitung» mitbetriebenen Website www.berner-regionalmedien.ch unter den zahlreichen «Stimmen aus dem Volk» auch jene von Karen Wiedmer, ehemalige Geschäftsführerin der Regionalkonferenz Emmental, aufgeführt: «Unabhängige, regionale Medienarbeit ist ein wichtiger Service public und verdient unsere Unterstützung», lässt sie sich zitieren, und das hat sie tatsächlich mal gesagt – allerdings nicht im Zusammenhang mit dem neuen Mediengesetz. Karen Wiedmer ist nämlich für die Vorlage. Sie wurde ungefragt als Gegnerin aufgeführt. Der «Wochen-Zeitung» ist offenbar jedes Mittel Recht, um die Leser*innen von einem Nein zu überzeugen. Wenn man allerdings die Argumentation etwas genauer aufdröselt, lautet die Botschaft eigentlich bloss: Wir bekommen kein Geld, deshalb sind wir dagegen. Und damit bin ich bei meinen Fragen an Verleger Thomas Herrmann: Weshalb diese Schreckensszenarien vom untergehenden Lokaljournalismus? Was verliert die «Wochen-Zeitung», wenn das Mediengesetz angenommen wird? Andersrum: Was gewinnt sie – was gewinnt der unabhängige (Lokal)Journalismus –, wenn das Gesetz gebodigt wird? Weshalb kommen in der «Wochen-Zeitung» keine Stimmen von Befürworter*innen vor? Warum gar der Einsatz unlauterer Methoden? Und übrigens: Haben Sie, um in den Genuss finanzieller Unterstützung zu kommen, schon mal darüber nachgedacht, aus der kostenlosen «Wochen-Zeitung» eine Bezahlzeitung zu machen? Ich würde sie sofort abonnieren. Wie gesagt: Ich werde am 13. Februar ein Ja einlegen – gerade auch, wenn ich sehe, wer das neue Gesetz auf nationaler Ebene an vorderster Front bekämpft: die Verleger von Medien wie «Ostschweiz», «Weltwoche» und «Nebelspalter», allesamt finanziert von schwerreichen Hinterleuten, denen es nicht um unabhängigen Journalismus, sondern um rechte Politik geht.

Gast Samuel Burger 30. Jan 2022 | 10:24

Das teile ich voll und ganz, lieber Martín. Danke!

Moderator Tom Herrmann 30. Jan 2022 | 12:57

Sehr geehrter Herr Lehmann. Ich gebe Ihnen erstmal recht, das neue Mediengesetz ist ein Murks. Solche Kompromissvorlagen stören mich bei vielen Abstimmungen. Hier besonders, da wir von der Wochen-Zeitung direkt betroffen sind. Faktum: Schon heute erhalten die abonnierten Zeitungen indirekte Presseförderung. Bei einem Ja, erhalten diese einfach noch mehr und auch Online-Medien mit sogenannten Paywalls erhalten neu Unterstützung. Im Grunde genommen kein schlechter Ansatz, nur gehen zum Beispiel wir von der Wochen-Zeitung vergessen. Das heisst konkret auf Ihre Frage was sich für uns bei einem JA ändern würde, dass die Schere zwischen uns und unseren Markbegleitern immer grösser würde. Wir haben schon heute nicht gleich lange Spiesse. Bei einem JA wird das noch schlimmer. Ein Beispiel: im Covid-Jahr 2020 hat die Berner Zeitung während rund einem Dreivierteljahr kein Porto mehr bezahlen müssen. Diese Soforthilfe von Bundesbern hat der BZ eine Ersparnis von rund 7 Millionen eingebracht. In der gleichen Zeit haben wir von der Wochen-Zeitung über 300 000 Franken Porto bezahlt. Diese einseitige Unterstützung hatte zur Folge, dass die BZ "2 für 3" Aktionen und prozentual hohe Rabattierungen auf Inseraten und Abos machen konnte. Ist das gerecht? Dies nur weil im Postgesetz Artikel 16 abgekürzt gesagt steht: nur abonnierte Zeitungen erhalten indirekte Presseförderung. Schwachsinn. Wir kämpfen dafür, dass die Qualität massgebend ist und nicht die Art der Verteilung. Ganz ehrlich Herr Lehmann ich schätze Sie sehr, aber als treuer Leser unserer Zeitung, als Journalist und früherer Kolumnenschreiber in unserer Zeitung verstehe ich Sie einfach nicht. Mich ehrt es zwar, dass Sie uns abonnieren würden (dazu später noch was), aber dass Sie die Zeitung die Sie Woche für Woche lesen nicht als unterstützungswürdig anschauen erstaunt mich. Wenn wir schlechte journalistische Arbeit machen würden, würde Sie uns ja auch nicht lesen oder Sie hätten sich nie als Kolumnist zur Verfügung gestellt, oder? Zurückhaltung: Wir sind im 42 Jahrgang. Bisher haben wir versucht möglichst ausgewogen und neutral Bericht zu erstatten. Nun werfen Sie uns vor, dass wir uns in den vergangenen 3 Wochen zu wenig zurückgenommen haben, gerade jetzt wo wir um unser überleben kämpfen? Ich will hier nicht über Zahlen sprechen, aber ein JA macht es uns wirklich schwieriger. Für uns ist das existenziell! Grundsätzlich ist meine Haltung so: Entweder es erhalten, unter dem Argument Qualität, alle Zeitungen etwas oder keine. Alles andere ist nicht gerecht. Das ist so, wie wenn ein Bauer mit 50 braunen Kühen Subventionen erhält und der Bauer mit 50 weissen Kühen erhält nichts. Das Thema mit Karen Wiedmer schaue ich mit Ihr direkt an. Danke aber für den Hinweis. Abonnierte Wochen-Zeitung: Das Thema klingt zwar sehr einfach. Gerade Sie als Gemeinderat von Langnau sollten doch interessiert, dass die Informationen von Kommunen und Kanton an möglichst alle Steuerzahler und Wähler gelangen, oder? Diese wäre mit Abo nicht mehr möglich. Mit einem Systemwechsel hätten wir massive Streuverluste und nicht wie heute eine 100 % Abdeckung. Sollen wir das System umstellen, dass sich seit 42 Jahren bewährt hat? Wenn das Gesetz gebodigt wird, könnte man zurück auf Feld 1 und man könnte schauen, dass das Gesetz kein Murks ist. man könnte das Argument Qualität ins Spiel bringen. man könnte gerechter Verteilen. man könnte wirklich punktuell den Verlagen helfen, die es nötig haben. man könnte ein Konstrukt aufbauen wie das BAKOM (oder es gleich dem BAKOM unterstellen). man könnte zum Beispiel 10 Millionen weniger verteilen und mit dem das Qualitätsmanagement finanzieren. man hätte etwas für die Gerechtigkeit getan und Herr Lehmann und Herr Burger man könnte...

Gast Martin Lehmann 31. Jan 2022 | 09:50

Ich kann Ihre Antwort streckenweise durchaus nachvollziehen, Herr Herrmann. Die «Wochen-Zeitung» ist nämlich eine Exotin: Einerseits ist sie eine journalistisch hochwertige und redaktionell unabhängige Zeitung – deshalb lese ich sie gerne, und deshalb finde ich es auch verwunderlich, dass sie in Sachen Mediengesetz (wo es um ihre eigenen Abhängigkeiten geht) den offenen «Diskurs der besten Argumente» scheut und die Diskussion ins Internet verlegt. Andererseits gilt sie, weil sie ausschliesslich über Werbeeinnahmen finanziert wird, als Gratiszeitung. Und Gratiszeitungen werden nicht unterstützt – schlicht darum, weil viele Gratiszeitungen dumpfe Klatsch- oder Ideologieblätter sind, die nicht nach journalistischen Kriterien hergestellt sind und deshalb gemäss Willen des Gesetzgebers auch kein Steuergeld bekommen sollen. Das ist aber nicht neu, insofern verstehe ich nicht, warum die «Wochen-Zeitung» wegen des neuen Mediengesetzes «ums Überleben kämpfen» sollte. Ihr Modell hat ja 42 Jahre gut funktioniert – und wenns jetzt auf einmal «existenziell» werden sollte, dann doch wohl wegen der Pandemie und nicht wegen des neuen Mediengesetzes. (Dass grosse Verlage dabei Hilfsgelder kassieren und gleichzeitig Dividenden ausschütten, finde ich ebenso stossend wie Sie.) Dass nur Bezahlzeitungen unterstützt werden sollen, war ein nachvollziehbarer strategischer Entscheid des Parlaments: Für unabhängigen Journalismus sollen die Leser*innen bereit sein, etwas zu bezahlen – der Bund fördert diesen Journalismus zusätzlich. Bei Bezahlzeitungen, so die Überzeugung der Parlamentsmehrheit, ist die Gewähr, dass die Redaktion unabhängig und nach journalistischen Kriterien arbeiten kann, deutlich grösser als bei Gratismedien, die nicht selten gewisse Interessen zu vertreten haben. Um bei Ihrem Bild zu bleiben: Der Bauer mit den braunen Kühen bekommt Subventionen, weil er sie tendenziell artgerechter hält als der andere Bauer seine weissen Kühe. Wie gesagt: Ich kann Ihre Kritik durchaus verstehen – aber glauben Sie wirklich, bei einem Nein zum neuen Mediengesetz würde das ganze Paket zugunsten redaktionell unabhängiger und qualitativ hochstehender Medien neu aufgegleist und sogar auf Qualitäts-Gratismedien ausgeweitet? Oh nein, bei einer Ablehnung folgt die Halbierungsinitiative, in deren Rahmen die SRF-Gebühren massiv reduziert werden sollen. Und später vermutlich weitere Vorstösse, die dem kritischen, unabhängigen Journalismus an den Kragen wollen. Das merkt man, wenn man den Strippenziehern der Mediengesetz-Gegner zuhört. Drum nochmal, Herr Herrmann: Warum jetzt nicht die Strategie überprüfen? Je selektiver die Zeitungen der grossen Verlage aus der Region berichten, desto grösser das Bedürfnis nach einer guten, eigenständigen, wöchentlich erscheinenden Regionalzeitung. Dafür würden viele gern bezahlen.

Moderator Tom Herrmann 31. Jan 2022 | 10:12

Lieber Herr Lehmann. Sehr viele Ihrer Gedanken kann ich nachvollziehen. Auch sind leider nicht alle Gratiszeitungen bestückt mit wertvollen Informationen. Da ich aber Vizepräsident bin im Verband Schweizer Regionalmedien weiss ich, dass ich nicht der einzige Exot bin. Da gibt es einige. Dies hat auch der Tagi und die Sonntagszeitung so aufgeschnappt. Aber Item. Nochmal zum Beispiel mit den Kühen. Sie haben den Nagel genau auf den Kopf getroffen. Der eine Bauer erhält nichts weil er die Tiere nicht Art gerecht hält. Jetzt muss das aber jemand bestimmen, welcher Bauer die Tiere nicht Art gerecht hält. Das ist genau das was ich fordere. Eine Kontrollstelle. Oder sind es immer die Bauern mit den braunen Kühen die besser zu Ihren Tieren schauen? Gibt es vielleicht auch weisse Kühe die gut behandelt werden? Lieber Herr Lehmann. Dies ist zwischen uns vermutlich eine "Unendliche Geschichte". Zum Thema Bezahlzeitung: Im Moment erhält bei uns ein Inserent die Möglichkeit seine Botschaft in über 43 000 Haushaltungen zu bringen. Nach dem Wechsel auf ein Abosystem ist dies massiv weniger. Also hat der Inserent weniger Gegenwert. Er hat weniger Erfolg, weil das Inserat weniger gesehen wird. Ein Veranstalter hat weniger Leute. Ein Suchender weniger Bewerber etc. Wir kämpfen für unsere Sache und sind auch nicht Mitglied im NEIN-Komitee. Das waren übrigens bezahlte Inserate. Richtig die Pandemie ist nicht gerade gut für uns. Aber langfristig gesehen schaden uns die wettbewerbsverzerrenden Subventionen die man den Grossverlegern oder anderen Mitbewerbern von uns gibt. Diese sind einfach nicht gerecht. So oder so schaden diese uns. Als Schluss von unserer Diskussion möchte ich Ihnen klar sagen: Ich kämpfe für etwas, nicht gegen etwas. Wir kämpfen um Gerechtigkeit und ums Überleben. Ich bin nicht gegen Kürzung der heutigen Presseförderung, ich habe nichts gegen SRF-Gebühren (auch nicht SRF3), auch dürfen Privatradios unterstützt werden. Und ganz zum Schluss: ich bin überzeugt Herr Lehmann, wenn Sie unsere Zahlen sehen würden, sehen würden was die Marktbegleiter von uns so alles für Aktionen machen und Sie in meiner Haut stecken würden, wäre ein NEIN das einzig logische.

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Die Kommentarsektion war bis Montag 31. Januar um 16.00 Uhr geöffnet. Vielen Dank für Ihre Fragen.